"Du sollst dir ein Bildnis machen!" fordert die Umkehrung alttestamentlicher Axiomatik.

Und mit der Betonung auf dem ğduĞ fordert sie weiterhin Individualität wie auch Kreativität im Umgang mit der Abbildung von Wirklichkeit. Dies gilt natürlich auch für das Herstellen und Verstehen geschriebener Texte als Teile dieser Wirklichkeit.

Selbst die phantasievollsten Texte kommen aus der Wirklichkeit. Durch den Leser werden sie in individuellen Bilderwelten vor dem geistigen Auge realisiert. Aber die Bilder selbst - sieht man von Piktogrammen einmal ab - sind nie eindeutig. Auch wenn jemand sagt "Ich sehe doch, was ich sehe.", so glaubt er in der Regel nur etwas Eindeutiges aus ihnen zu lesen. Bilder als komplexe Zeichensysteme sind mehrdeutig und nie nur mechanische Abbilder der Wirklichkeit. Zu dem verändern sie ihre Aussage im Moment der Aneignung. Wie die Welt sich stets verändert, so verändern sich die "Leser" und damit auch deren Verständnis der Bilder.

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